Wie der Georg die Geburt erlebte...
Ein Tag, der dein Leben verändert...

20.03.2006 (Seite erstellt)
So - eingerichtet ist die neue Struktur. Jetzt fehlt nur noch die Geburt. Aber das weiß der Leser ja, weil man es auf der Startseite von Webidu.de ja direkt sehen/lesen kann. Falls das nicht so war, guckst du hier. ;-)
30.03.2006 (Genau eine Woche nach der Geburt)
Na also - Greta ist da. Am letzten Donnerstag um ca. 2 Uhr morgens ging es los und etwa gegen 11.30 Uhr war es dann so weit. Simone schob die Kleine mit ihrer letzten Presswehe ans Licht der Welt und wir konnten unser 50 cm großes und etwas über 3 kg schweres Paketchen in Empfang nehmen. Kerngesund und munter blickte sie uns an und machte uns sofort zu den glücklichsten Menschen der Welt. Fotos von der Kleinen habe ich fix schon in die Seite eingebaut, mehr zu den Erlebnissen vor, während und nach der Geburt folgen in Bälde.
Der Geburtsbericht
Oh Gott, wer stöhnt denn da so vor sich hin? - Etwa gegen 1.50 Uhr in der Nacht vom 22. auf den 23. März wachte ich auf und vernahm ungewöhnliche Geräusche aus dem Nebenbett. Wir hatten über Tag noch darüber gesprochen, dass es jetzt bald gerne so weit sein dürfte und deshalb noch einen ausgiebigen Spaziergang gemacht und lange gebadet, denn das soll ja bei der Geburt unterstützend sein. Diese und alle weiteren Geheimrezepte zur Geburtsförderung ausgepackt, hatten wir wohl Erfolg, denn es schien endlich loszugehen - Simone hatte also die ersten andauernden Wehen.
Natürlich wusste sie nicht direkt, ob es Wehen sind. Ich fragte und bekam ein 'Na vielleicht sind das Wehen' zurück. :-) Typisch Simone - ich habe nicht mehr gefragt, was es denn wohl sonst sein sollte, was sie da zum tiefen Durchatmen brachte. Na jedenfalls war ich von einer auf die andere Sekunde hellwach und bereit, alles an Unterstützung zu geben, was nötig war. Also nutzte ich meinen Tatendrang sofort, stürmte los in Simones Arbeitszimmer und kam mit Notizzettel und Stift zurück. :-) Protokollieren war angesagt. Viel mehr, als die Abstände zwischen den Wehen erst mal aufzunehmen, war gar nicht drin. Was sollte ich auch sonst groß tun. Zunächst waren es stabile etwa 6 Minuten, die es von Wehe X bis X+1 dauerte. Das war schon mal ein guter Wert, hatten wir doch vorher gehört, dann könnte man noch entspannt (soweit das für Simone noch ging) abwarten und bräuchte keine Hektik veranstalten. Machten wir auch nicht. Stattdessen ließ ich nach der Absicherung, dass die Abstände stabil sind, ein Bad für Simone ein. Kontrolle, ob es echte Wehen, sind war also angesagt. Das erste 'Die Wehen schwächeln' von Simone in der Wanne dämpfte meine Euphorie, aber als die nächste dann wohl deutlicher und überzeugender war, stieg in mir so langsam die Spannung, dass wohl heute dann der große Tag sein wird. Der 23.3. also mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit. Ich überlegte schnell, dass ich gelesen hatte, dass die meisten Frauen beim ersten mal so was um die 12 Stunden in den Wehen lagen, bevor der Nachwuchs endlich raus wollte. Das würde also bedeuten - gegen 13, 14 Uhr sollte es so weit sein. Na prima.
Das Baden war vorüber und bis auf die Tatsache, dass es nun etwa glatte fünf Minuten zwischen den Wehen dauerte, tat sich (für mich) erst mal eine Weile nicht viel. In dieser Zeit setzte ich mich schnell an den Rechner oben und machte ein Update der Webseite mit den vorbereiteten Informationen, dass es wohl losgeht. Der deutlich erhöhte Seitenzähler für den Tag zeigte mir auch, dass es rege Anteilnahme an den Infos gab. Alle, die es wissen wollten, konnten sich also nun informieren, dass Simones Schwangerschaft dem Ende zuging.
Gegen sechs Uhr hatten wir dann auch die Kliniktasche gepackt (Ich habe es ja gesagt, dass es darauf hinaus laufen wird) und waren reisefertig für die Diakonie in Düsseldorf-Kaiserswerth. Simone wollte zwar ambulant entbinden und sofort am Tag wieder heim, aber für den Fall der Übernachtung waren wir trotzdem gerüstet. Eine kurze Info per SMS an die Familie und mit den mittlerweile dreiminütigen Wehenabständen ging es los ins Krankenhaus. Für Simone war die Fahrt wohl nicht so richtig toll. Sie bat alle 200 m wieder, ich möge doch besonders vorsichtig fahren und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das Kind vielleicht schon auf dem Weg raus will. Letztlich kamen wir aber ganz normal in Kaiserswerth an. Der Weg vom Auto zur Kreissaal-Station war nochmals gekennzeichnet durch mehrere intensive Pausen vor und im Krankenhaus - Simone brachte noch drei Wehen zwischen Parken des Autos und Eintreffen im Kreissaal.
(Fortsetzung 1)
Der modernste der drei Kreissäle war bereits besetzt, so dass wir den zweiten zugeteilt bekamen. Natürlich war die Wellness- Landschaft doch nicht mehr rechtzeitig fertig geworden, wie wir es schon erwartet hatten. Der Kreissaal unterschied sich von dem besichtigten im Kern eigentlich nur im Bett, das nicht ganz so multifunktional war, ansonsten konnten wir in den Wartestunden erst die aufgehende Sonne und dann den ganzen Vormittag tollstes Frühjahrswetter aus dem Fenster genießen.
Im Laufe des Vormittages kamen einige verschiedene Ärzte in den Kreissaal, um sich vorzustellen. Dabei war auch der Oberarzt Dr. Garcia und sogar ein paar Auszubildende, die unsere Geburt zu Ausbildungszwecken miterleben wollten. Das war mir egal und Simone auch, so dass wir einwilligten. Letztlich aber wohnten sie alle einer anderen Geburt bei, die wohl etwas besser in den Zeitplan ihres Tages passte. Simones Zustand änderte sich zunächst über Stunden so gut wie nicht mehr. Ein weiteres Bad wurde ihr eingelassen und irgendwie kam ich mir so ein bischen wie ein Tourist vor, der mal hier und mal dort reinschaut, um ab und zu mal wieder den Fotoapparat zu zücken und wieder eine Momentaufnahme festzuhalten. Zwischen 7.30 und 8.00 Uhr bin ich dann auch mal in Ruhe frühstücken gegangen, denn die heiße Phase deutete sich noch nicht einmal an. Während des Frühstücks blieb dann auch Zeit einige Leute mehr zu informieren, dass wir bereits in der Klinik waren. Im Büro wusste jeder, dass es so ziemlich jeden Tag losgehen würde und ich hatte schon geklärt, dass ich bis zu zwei Wochen zum Einleben in die neue Situation zuhause bleiben konnte. Ein Hoch auf die Flexibilität bei E-Plus. Das wäre in der Form sicher nicht überall so leicht gegangen.
Der Muttermund war nach dem Frühstück so was zwischen fünf und sieben Zentimeter offen. Es konnte also noch dauern. Wie wir vorher gelernt haben und vor einigen Wochen auch von einer Bekannten als Erfahrungsbericht gehört hatten, war es durchaus wünschenswert für die Mutter, dass der Geburts-Prozess beim ersten Kind im Rahmen von 12 h andauert, da der Körper die ganze Opiate-Ausschüttung zur Schmerzunterdrückung sonst nicht mehr effektiv genug hinbekommt. Apropos Schmerzen, Simone bekam dann per Tropf zunächst ein leichtes Schmerzmittel zusätzlich, um die Anstrengungen während der Wehen einigermaßen erträglich zu gestalten. Ihre spätere Frage, doch noch eine PDA (Periduralanästhesie, nicht die kleinen Handheld-Compis) zu bekommen, hat die sehr nette Hebamme Adele übrigens so lange umschifft, bis Simone mitten im Geburtsvorgang war. Gut so oder nicht, ich kann es nicht beurteilen. Ich denke aber, dass es so besser gewesen ist, denn die Risiken und die Wirkung, wenn sie nicht sowieso zu spät kommt, sind doch nicht ganz unumstritten. Na jedenfalls punktierte die letzte der gesammelten Ärzte und Ärztinnen, Frau Dr. Elisabeth Janschek, die dann schlussendlich auch bis zur Geburt verantwortlich blieb, Simones Fruchtblase.
(Fortsetzung 2)
Mit der punktierten Fruchtblase und einem Katheter, um den Blasendruck zu nehmen ging es dann so langsam in die letzte Runde vor der Kür. Simones Wehen entwickelten sich in Richtung Presswehen und ganz offensichtlich sollte es endlich zum Showdown kommen. Als Simone Adele fragte, was sie genau bei den Presswehen machen soll, bekam sie lapidar zurück: 'Na pressen...'. Adele sprach's und verließ den Raum. :-) Da lag Simone nun mit ihrer begrenzten Weisheit. Was denn wohl wäre, wenn jetzt plötzlich das Kind rauskäme - ich hatte keine Antwort. Irgendwann waren Hebamme und Ärztin aber wieder da und das Finale konnte starten. Adele drehte und wendete Simone immer wieder, tastete am Muttermund entlang und gab Kommandos, wie Simone sich verhalten sollte. Ich stand nur noch zur Unterstützung hinter dem Kopfende des Bettes und stütze Simone bei den Wehen nur ein wenig. Entgegen gängiger anderslautender Berichte wurde ich von Simone in der Endphase nicht beschimpft, was ich als sehr angenehm empfand. :-)
Pressen, atmen, pressen, atmen - Stück für Stück ging es voran. Simone hatte ein paar Schwierigkeiten, das Pressen effektiv umzusetzen. Sie sollte im Pressen alle Luft in sich behalten, ließ aber zunächst immer wieder Überdruck durch den Mund ab. Letztlich bekamen Simone und Kind aber die Kurve. Zwischenzeitlich wurde mitgeteilt, dass man den Kopf sehen könne, was ich auch zumindestens aus der Kopfende-Sicht bestätigen kann. Habe mir den Anblick von Simones Fußende aus aber nicht gegönnt, da davon zuvor aus psychologischer Sicht mehrfach abgeraten wurde. Denkt euch selbst aus, warum. :-)
Na ja - und dann war es plötzlich soweit - flupp - und Greta war auf einmal draußen. Das Gefühl in diesem Moment kann ich nicht wirklich passend beschreiben. Plötzlich sieht man da einen neuen ganz kleinen Menschen liegen und weiß, dass man für ihn mitverantwortlich ist. Auch die ganze Rätselraterei, wie die Kleine nun so ausssieht ist plötzlich beendet und du bist von einem Moment auf den nächsten Vater, respektive Mutter. Man ist überwältigt, fasziniert, überglücklich und fühlt zig Dinge gleichzeitig. Man will lachen vor Freude und gleichzeitig weinen vor Rührung. Da ist das neue Familienmitglied - einfach mal so und Du hast ganz einfach keine Chance, dich dagegen zu wehren. Ab der ersten Sekunde bist du auf eine Art verliebt wie nie zuvor in deinem Leben. Deine Gefühle haben keine andere Chance. Du weißt einfach, Du wirst immer für diesen kleinen Menschen da sein - komme was wolle... Donnerstag, 23.03.2006, 11.30 Uhr und unser Leben wird (zum Glück) nie mehr so sein wie es war.
Greta war nun also draußen. Sie wurde flugs abgenabelt (nein - ich wollte das nicht selbst machen und wurde aber auch gar nicht gefragt), ihr wurde Restflüssigkeit aus den Atemwegen abgesaugt und sie wurde ein wenig gesäubert. Dann bekam Simone die (klitze-)Kleine in den Arm gelegt, so dass wir sie zusammen ganz in Ruhe begrüßen konnten. Ihre Augen waren in den ersten Stunden immer offen, als ob sie alle neuen Eindrücke ganz tief aufsaugen wollte. Der Kopf sah ein wenig lustig aus, da sich Greta in Simones Geburtskanal in jeder Hinsicht lang machen musste, um hindurch zu finden. Aber auch mit dem langen Kopf fanden wir sie gleich sofort unheimlich süß. Ich zückte das Mobile und schoss direkt ein Foto, dass ich einer ganzen Reihe Leute umgehend per MMS verteilen musste, denn alle sollten an unserem Glück an diesem Tag teilhaben.
Es musste übrigens im Geburtsvorgang nichts geschnitten werden. Da hatte Adeles Dreh- und Wendearie wohl ganze Arbeit geleistet. Aber gerissen ist trotzdem ein wenig, was dann auch anschließend genäht werden musste. Das hielt Simone, mit Greta in den Armen aber tapfer aus, obwohl die lokale Anästhesie nicht wirklich effektiv zu sein schien. Wir wurden anschließend mit unserer Tochter allein gelassen, um auch Gelegenheit zu haben, die Gefühle mal unbeschwert raus lassen zu können. Und das taten wir definitiv.
Nach Adeles Rückkehr ging es zum Waschen, Wiegen und Messen, bei dem ich jeweils nur über die Schulter sah. 3040 g, 50 cm und alle Finger und Zehen dran war mein persönlich mitprotokolliertes Ergebnis. Deutlich sichtbarer Haarwuchs in Simones Farbe, Simones Nase und quasi eine Mini-Kopie meiner Füße, das waren so die ersten Assoziationen. Die Finger, so klein sie waren, sahen recht lang aus. Wonach die letztlich kommen, muss sich noch rausstellen. Simones Vater hatte dieses Merkmal. Fänd ich sehr schön, wenn die Kleine da was von ihm geerbt haben sollte, wo er schon leider diesen bewegenden Tag selbst nicht mehr miterleben durfte.
Den Nachmittag verbrachten wir auch noch im Kreissaal. Die erste Untersuchung für Greta stand an. Sie meisterte alles mit Bravour. Ein wenig weh tat mir es auch, als die Blutabnahme an der Hacke erfolgte. Vor allem die Meldung, dass die gleiche Piekserei bei der U2 in ein paar Tagen wiederholt werden muss, weil es rechtliche Gründe dafür gebe. Dem Chaos bei der Suche nach dem richtigen Dokument zum Unterschreiben entnahmen wir, dass die ambulante Geburt in Kaiserswerth wohl eher unüblich ist. Simone stillte Greta dann noch vor Ort zum ersten mal, was ohne jede Komplikation gelang. Und ich sauste zwischendurch mal kurz zu einem Bezahl-Internetterminal im Haus, um die freudigen News über die erfolgreiche Geburt auf die Webseite zu platzieren. Natürlich hatte ich auch das schon vorbereitet, so dass nur zwei, drei kurze Handgriffe nötig waren, die Weltöffentlichkeit auf den neuesten Stand zu bringen. :-) Gegen 16.30 Uhr machten wir uns dann zu dritt durch die Eiseskälte auf den Heimweg. Etwa sechs Grad waren es nur, obwohl die Sonne nach Kräften durch die wenigen Wolken schien. Natürlich fuhr ich wie mit einer Ladung roher Eier (ganz im Gegensatz zu meiner üblichen Art). Zuhause wurden wir schon auf dem Weg zum Haus von zig Nachbarn begrüßt, die das schöne Wetter zu einem spontanen Outdoor-Happening zu nutzen schienen. So wussten dann auch direkt alle, dass einen Tag nach Leif (dem Sohn #2 der benachbarten Familie Vogt) auch Greta neu in der Nachbarschaft war. :-)
Natürlich kamen noch am gleichen Tag einige Gäste zur Stippvisite vorbei. Die ganze Familie (bis auf den kranken Cousin Florian) wollte natürlich die neue Enkelin/Nichte/Cousine begutachten. Nachdem auch noch Simone, Ansgar, Stefan und Silke, da waren, ging es dann in eine äußerst ruhige Nacht mit der kleinen in ihrem mobilen Bett bei uns im Schlafzimmer. Von der Erschöpfung der Geburt gezeichnet, schlief Greta die ganze Nacht komplett durch. Erst am kommenden Tag ging es so langsam los mit regelmäßigen Forderungen nach Mahlzeiten, wobei Simone anfangs noch etwas nachhelfen musste.
So - das war der Geburtsbericht, den ich heute, am 02.05. abschließe. Weiter geht es mit dem nächsten Teil des Tagebuches.